Seit dem 1. Februar ist das Google Art Project online. 17 weltweit angesehene Museen sind bislang mit einigen ihrer bedeutendsten Werken vertreten. Alle sind sie da, die Heroen der Kunstgeschichte, in diesem virtuellen Supermuseum. Sie scheuen nicht die Online-Öffentlichkeit. Sie präsentieren ihre Werke stolz. Das gilt auch für die vertretenen deutschen Häuser.

Im Art Project demonstriert Google, was derzeit technisch möglich ist: Die Scans sind von bereits bekannter, aber immer wieder beeindruckender Qualität. Zudem ist wie bei Google Street View ein virtueller Rundgang durch die Museumsgänge möglich. Informationen zum Kunstwerk, zum Künstler, zum Museum sind integriert. Medien abrufbar. Eine nahezu perfekte Präsentation.

Google Art Project

Google Art Project: Hans Holbein d.J., Der Kaufmann Georg Gisze (1497-1562), 1532, Gemäldegalerie Berlin

Detail: Nulla sine merore voluptas

Detail: Nulla sine merore voluptas

Detail: Craquelé

Detail: Craquelé

Das ist guter und sehr beeindruckender Content, der hier geboten wird. Qualitativ hochwertig. Wir können unbeaufsichtigt durch die Museen schlendern und Gemälden so tief in die Augen schauen wie sonst nur ein Restaurator.

Zu einer Demonstration dessen, was künftig möglich und üblich sein wird, gerät aber vielmehr ein scheinbar unscheinbarer Menüpunkt, der erst an Stelle sieben des Seitenmenüs erscheint: „More Works by this Artist“

Google Art Project, Seitenmenü

Google Art Project, Seitenmenü

Was hier passiert ist etwas Netztypisches, aber im Kunst- und Museumsbereich noch weitgehend Unpraktiziertes. Der Hans Holbein Bestand aller 17 beteiligten Museen steht mir auf ein Mal zur Verfügung. Aus der zweidimensionalen Informationswelt aus Bild und Text zu einem Gemälde erwächst eine räumlich-vernetzte Wissensdimension eines Gesamtwerkes.

Jeder, der sich schon einmal mühsam das Werk eines Künstlers mittels Quellen und Sekundärliteratur zusammengesucht hat, bekommt hier leuchtende Augen: Der weltweite Bestand zu einzelnen Künstlern, Epochen, Gattungen und anderem kann durch solche Projekte verfügbar werden. Die Crowd, das Wissen der Vielen, der vielen Museen, Institute, Künstler, Kunsthistoriker, Restauratoren, Amateurs können hier durch einfache Verknüpfung einen immensen Wissensgrundstock akkumulieren, der allen zur Verfügung steht.

Was wir hier beobachten, ist hier den Übergang vom „content“ zum „context“. Aus dem rein Summarischen wird ein Wissensgewebe. Und dieses Gewebe birgt ein schier unbegrenztes Potential für Wissenschaft, Museumsarbeit und Kunstgenuß. Genau an dieser Stelle sollten wir ansetzen und weiterarbeiten. Das lässt sich mit Google realisieren − und ohne. Die Tür ist weit offen für ein art wide web.