Die Möglichkeiten, über Kunst mit Menschen ins Gespräch zu kommen, sind fast so spannend und inspirierend wie die Kunst selbst. Und ständig kommen weitere hinzu. Eine ganz neue Dimension eröffnen Applications oder kurz Apps für Smartphones. Diese kleinen Anwendungsprogramme erfüllen ganz vielfältige Funktionen. Sie helfen dabei, per Mobile-Phone nützliche Dinge wie den nächsten Geldautomaten zu finden, sie zeigen den schnellsten Weg von A nach B oder führen uns in die Welt der Kunst und der Museen.

Francois Gérard, Amor und Psyche, 1798, Louvre

François Gérard, Amor und Psyche, 1798, Louvre

Auf twitter konnte man vor ein paar Tagen lesen, dass das MOMA in San Francisco jetzt eine App für das iphone anbietet − mit dem verheißungsvollen Namen „Rooftop“. Sie kostet $ 0,99 und lässt schnell und einfach herunterladen. Mit einem Fingerzeig auf den touchscreen beginnt die Reise zum SFMOMA. Virtuell auf dem Museumsdach angekommen, lassen sich auf dem Smartphone verschiedene moderne Skulpturen ansehen. Zum Beispiel The Nest von Louise Bourgeois. In der App sind ein Audio-Guide und zusätzliche Videos integriert. Sie erschließen erste Informationen zu Künstlerin und Kunstwerk. Über twitter oder per E-mail kann man Bild und Ton direkt weitergeben und mit anderen teilen. Die Application verrät auch alles über die kommenden Ausstellungen im SFMOMA, über Öffnungszeiten und ermöglicht den direkten Kontakt zu verschiedenen Ansprechpartnern des Museums.

Hubert Robert, Ansicht der "großen Galerie" des Louvre, 1796, Louvre

Hubert Robert, Ansicht der "großen Galerie" des Louvre, 1796, Louvre

Solche museumseigenen Apps gibt es noch nicht allzu viele: Das Louvre bietet z.B. eine sehr umfangreiche an. In Deutschland kann das NRW-Forum Düsseldorf als erstes Museum eine eigene, sehr schöne und kostenlose App vorweisen und die Tate Modern gibt mit einer App Einblicke in die aktuelle Ausstellung von Miroslaw Balka „How it is“.

Via App gelingt ein virtueller Besuch bei Miroslaw Balka. Hier kann man direkt eintauchen in eine finstere Welt. Das macht neugierig. Per Internet findet der Besucher dann im Tate Channel noch den folgenden Film zur Ausstellung, der sich auch gleich auf anderen Websites und in Blogs einbinden lässt. Für weitere Leser und Zuschauer.

Applications, Websites, Blogs, social networks − hier wird Austausch, werden Kunst und Kommunikation lebendig. Hier zählt das Gegenüber. Wen mag ich, wer ist interessant, wer hört mir zu, mit wem kann ich sprechen. Was zählt, ist also nicht mehr die schmucke Fassade, sondern die „Person“ dahinter. Mit Apps, Videos, Bildergalerien, Blogs können Museen Gespräche anbieten − Gespräche über Kunst, über ein Museum, mein Museum. Dieses Gespräch trage ich dann weiter. An Freunde, Bekannte, Menschen, die ich nur über das Web kenne. Social media sind die Plattform einer neuen Kommunikatonskultur: länder- und sprachübergreifend, global. Es etabliert sich eine Kultur im Worldwideweb, wo Menschen mit ähnlichen Interessen zueinander finden und ihre Interessen teilen und fortführen. Diese Menschen suchen im Netz nach realen Personen. Auch Institutionen, Museen, Unternehmen können als Gegenüber wahrgenommen werden, wenn sie mit einer menschlichen Stimme Gespräche führen − wie es schon das Cluetrain Manifest vor über einem Jahrzehnt formulierte.

Wir sollten also anfangen, Social Media als Kommunikationskultur zu verstehen und nicht in erster Linie als Marketing-Instrument. Führen wir also Gespräche.