Gastbeitrag von Martina Wallner. 

Premiere – nicht nur für das Bonner Kunstmuseum, sondern auch für mich. Der Sprung ins kalte Wasser? Für mich irgendwie schon; hatte ich doch bisher erst einmal die Gelegenheit gehabt, über ein kulturelles Ereignis zu twittern (Beethovenfest 2012). Doch die Ausstellung “HEIMsuchung – Unsichere Räume in der Kunst der Gegenwart”, die noch bis zum 25.08.2013 gezeigt wird, war vom Organisator dieses TweetUps – Dr. Helge David (TEXT-RAUM / openmuseum.de) – großartig gewählt und so fiel es den Zuhörenden, die zugleich auch Schauende und Schreibende waren und auch sein mussten, nicht schwer, Tweets zu produzieren, die den Mitlesenden am Bildschirm auch etwas “boten”.

tweet tina

Denn wer an diesem Abend mitlas und auf diesem Wege von “schreienden Schränken”, “geräuschvollen Spiegelkabinetten” und von “Häusern mit schauerlicher Gemütlichkeit” erfuhr, dessen Neugier dürfte geweckt sein, sich diese Ausstellung auch mal ganz analog anzusehen. Denn, und das ist vielleicht auch das große Missverständnis, das die digitale Welt der TweetUps unter Nichtkennern und Skeptikern umweht: Der TweetUp im Museum kann und will den Besuch des Museums nicht ersetzen! Der TweetUp ist quasi eine neue Form der Berichterstattung: sehr unmittelbar und sehr persönlich. Tweets, die das Kunsterleben eines einzelnen Individuums greifbar machen und somit immer nur einen Ausschnitt des Ganzen vermitteln, werden nicht dazu führen, dass ein Mitlesender glaubt, er kenne die Ausstellung nun ausreichend, um über diese sprechen zu können. Vielmehr wird ein interessierter, kulturbegeisterter Mitlesender – und wer, wenn nicht so jemand, sollte es sein, der an einem Mittwochabend dem Hashtag “HEIMsuchung” folgt – durch die Güte der Tweets hoffentlich so inspiriert, dass er sich bei nächster Gelegenheit aufmacht, um die “Unsicheren Räume der Gegenwartskunst” selbst zu entdecken und “emotional zu erfahren”. Der TweetUp “vermittelt” also nur das Bedürfnis, etwas selbst erfahren zu wollen. Und das ist, wenn man es nicht im Sinne des Volksmundes versteht, schon fast romantisch zu nennen.

Eine zu verklärte Sicht auf die Wirkmächtigkeit von TweetUps? Vielleicht ja – vielleicht nein. Aber mit einem bin ich mir sicher: Mein erster TweetUp im Museum wird ganz sicher nicht mein letzter gewesen sein.

Martina Wallner (@Rheinlektorat) hat Germanistik, Pädagogik und Ethnologie an der Universität Trier studiert, ist seit 1999 als freie Lektorin tätig und gründete 2009 “Rheinlektorat”.