Zu seinem 200. Geburtstag leistet sich das Städel Museum etwas ganz Einzigartiges in der deutschen Museumslandschaft: eine Digitalstrategie. „Die Digitale Erweiterung des Städel Museums“ umfasst mehrer Komponenten die hier nachgelesen werden können. Ich sage nur: „freies WLAN“. Stellungnahmen von Museumsdirektor Max Hollein zur digitalen Erweiterung des Städels finden sie hier, hier und hier und an vielen weiteren Orten. Ein Schwerpunkt des Konzeptes ist die „digitale Exponate Plattform“, die seit zwei Jahren aufgebaut wird und bereits mit 1,5 Millonen EURO durch das Bundesland Hessen unterstützt wurde. Sie geht am 15. März 2015 als Beta-Version online. Hier stellt sich die Frage: Entschwebt das Städel damit der innerdeutschen Museumskonkurrenz?

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Städels digitale Exponate Plattform – die Preview

Mit dem für Max Hollein typisch sicheren Gespür für den Geist der Zeit setzt die digitale Exponate Plattform des Städel auf internet-typische Verhaltensweisen und Phänomene: Schlendern, Abschweifen, dérive – kurz auf all das, was wir unter dem Begriff „serendipity“ zusammenfassen. Es ist das zufällige, richtungslose Durchklicken des Internets, das zu überraschenden und sinnvollen Entdeckungen und Erkenntnissen führt. Das ist schon ein anderes Kaliber als ein uninspirierendes Herumgeklicke durch virtuelle Sammlungen, die im besten Falle mit einem Crash gegen die unwirklichen digitalen Museumsmauern enden.

digitale exponate plattform

Das neue digitale Angebot des Städel kommt angenehm ruhig und unaufdringlich daher. Gleichberechtigt nebeneinander fließen 700 Jahre Kunstgeschichte über den Bildschirm. Die angebotenen Menüpunkte sind ganz assoziativ gehalten. Sie erlauben die subjektive Auswahl und das Vergleichen von Meisterwerken der Jahrhunderte. Die einzelnen Bilder sind vielfätig getaggt mit Stichwörtern versehen, die zu immer neuen Vergleichsanordnungen von Bilder und Skulpturen führen. Hier treffen sich unter „Halskette“ Cranach und Max Beckmann und einen Klick weiter lassen sich ausführliche Informationen, Videos, Audiospuren über einzelne Werke abrufen, die sogar Angaben zu Standort, Erwerb und Zugehörigkeit liefern. Das ist ein Informationsreichtum, der sogar Kursbuch-Fans glücklich macht. Die Audiospuren sind z.T. von Prominenten eingelesen und weniger langweilig als die üblichen Audioguide-Vorlesungen.

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Wie beim Mindmapping werden Verbundungen gezogen, die wieder in ganz neue Regionen verführen. Die Bilder lassen in die gängigen Netzwerke posten, in eigenen Sammlungen anlegen. Wie beim Vorgänger-Projekt, der digitalen Städel Community [Folie 18], wird der digitale Flaneur eingeladen sich als Kurator zu betätigen und seine „Ausstellungen“ von Eingesammeltem pinterstesk mit anderen zu teilen, die weiterteilen und weitereilen und verweilen.

#like Mir gefällt der schlendernde Ansatz.

Die digitale Exponate Plattform geht am 15. März 2015 online.

Nachtrag: Hier geht zum Blogbeitrag von Tanja Neumann aka Museums(t)raum und hier zu dem von Christian Gries zur neuen digitalen Plattform des @staedelmuseum.