Ende Januar 2011 war es soweit: Apple verkündete stolz den Download der 10.000.000.000 App (in Worten: zehn Milliarden) in Apples eigenen App-Store. All die anderen Apps für Android und die weiteren Betriebssysteme nicht einmal mitgezählt. Statistisch gesehen besitzt also jeder Mensch auf der Erde annähernd zwei iPhone-Apps. Laut Bitkom wurden allein 2010 in Deutschland 900.000.000 Apps heruntergeladen. Ein Ende dieses Booms ist derzeit nicht abzusehen.
Apps − kurz für Applications − sind kleine Programme, die viele verschiedene Aufgaben erfüllen und die Smartphones zu einer Art digitalem Schweizer Taschenmesser mit Lautsprecherfunktion werden lassen. Mehr als 300.000 verschiedene Apps werden im App-Store angeboten. Zwar sind sie kein Rettungsanker für auslaufende Geschäftsmodelle, aber richtig eingesetzt sind es nützliche Programme, die speziell für konkrete Aufgaben entwickelt werden und ein ganz erstaunliches und vielfältiges Potential bergen. Gerade für Kunst, Kultur und Museen. So trage ich Meisterwerke aus dem Louvre, dem MoMA, der National Gallery, der Hermitage und dem Grünen Gewölbe via App immer als digitale Verlockung auf meinem Smartphone bei mir. Ein schönes Gefühl und mit jedem Blick in die Apps, bin ich versucht, mir ein Ticket nach Paris, New York, London, St. Petersburg oder Dresden zu lösen.
Apps, ups and downs
Eine Reise in die Welt der Kunst-Apps lohnt sich. Allein um zu sehen, wie vielfältig sie genutzt werden.
Lassen wir uns also irgendwo auf dieser weiten Welt aussetzen. Jetzt hilft uns ein Blick in Wikihood. Die App ortet unseren Standort und zeigt uns passend dazu alle relavanten Wikipedia-Einträge. Welches Bauwerk ist sehenswert? Wer hat es erbaut? Und wo ist das nächste Museum? Was läuft dort gerade für eine Ausstellung? Öffnungszeiten? Eintrittspreise? Wie komme ich von hier aus dahin? Wikihood führt mich zu den Antworten auf all diese Fragen und zeigt mir auf Google Maps den Weg ins Museum.
Wer in Frankreich, Italien oder den Niederlanden unterwegs ist, der kann auf die länderübergreifenden Kultur-Apps CultureClic, iMiBAC und MuseumsGids zugreifen. Das Prinzip hier: Gezielte Suche nach Ort und Museum oder sich orten lassen und die App gibt Auskunft über aktuelle Ausstellungen und die Museen im direkten Umfeld. Wer in NRW unterwegs, der findet mit Kulturkenner Informationen zu allen kulturellen Veranstaltungen in NRW und in nächster Nähe.
Verbreitet und naheliegend ist die Nutzung einer App als Multimediaguide eines Museums. Hier sind die Anwendungsmöglichkeiten so vielfältig wie die Museen selbst. Es gibt Apps wie die der National Gallery − laut Hersteller übrigens die erste Kunst-App weltweit (sie erschien im Sommer 2009) −, die funktionieren wie ein fünf-Sterne Hors d’œuvre. Man kann sich nicht satt sehen und verspürt sofort das Bedürfnis zum Hauptgang auch physisch vor die Kunstwerke zu treten, wo uns dann die App direkt vor einigen großen Werken mit Bild und Ton weitere Eindrücke und Informationen vermittelt. Hier wird die App zum Appetizer, der Lust auf das Museum weckt. Ähnlich schön ist auch „Treasures“, die App der British Library.
Andere Apps versuchen sich mit einem kompletten Menue für Sinne und Wissensdurst. Sie bieten einen umfassenden Museumsguide als App, der die Menschen auf einen Besuch einstimmt und vor allem vor Ort weiterhilft. So wird man durch das Kunsthistorische Museum Wien, die Uffizien, der Louvre, das British Museum und das MoMA mit Video, Audios und Texten multimedial durch die Sammlung geführt. Neben der inhaltlichen und gestalterischen Qualität und der Usability ist ein wichtiges Kriterium, ob die Apps für den online oder offline Gebrauch konzipiert sind. Die App des Louvre z.B. bietet mir zu 70 Kunstwerken Informationen, geradezu wollüstige Details, technische Angaben und den Standort in den weiten Flügeln des Museums. Habe ich diese App einmal heruntergeladen, sind die Daten mein − gespeichert auf meinem Smartphone. Die App des MoMA wiederum funktioniert online. Die abrufbare Datenmenge ist somit quasi unbegrenzt.
Über Apps bleiben Menschen mit ihren Museen verbunden. Tragen sie mit sich, nehmen Verbindung auf. Im Museum können sie via App ihr Erfahrungs- und Wissensspektrum erweitern. Es gibt Apps für kleine und große Museen in der ganzen Welt. Gute und schlechte. Einige sind gratis, andere kosten einen kleinen Betrag. Apps können den Weg zum Museum weisen, im Museum über das Gesehene hinausführen und wertvolle Hinweise um das Museum herum bieten. Sie sollen inspirieren. Apps, die diesem Anspruch genügen, sind eine Bereichung und eine sinnvolle Investion für ein Museum.
Die anderen sind es nicht. Eine Standard-Lösung kann es nicht geben. Jedes Museum hat seine eigene Identität und Geschichte. Seine eigene Sammlung, eine eigene Handschrift in den Ausstellungen, in der Kunstvermittlung. Eine individuelle und strukturierte Beratung hilft, all diese Zutaten zusammenzuführen und mit den technischen Möglichkeiten zu verbinden. So kann eine App als Appetizer und mehr noch als anregend komponiertes Menue entstehen, dessen Duft allein schon ins Museum lockt.